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Vor vielen Jahren hatte ich eine Skulpturenausstellung in Köln. Unmittelbar nach der Vernissage kam ein Besucher auf mich zu, den ich schon den ganzen Abend beobachtet hatte, wie er eine Skulptur immer wieder ganz genau betrachtete. Ich kannte den Mann nicht. Seine Frau war ganz jung mit Mitte 40 nach schwerer Krankheit verstorben, erzählte er mir. Er fragte mich, ob ich für das Grab seiner Frau eine Grabskulptur entwerfen und herstellen könnte. Er wolle keine „steinerne Visitenkarte“ auf ihrem Grab haben, wie er die üblichen Grabsteine nannte. Vielmehr wolle er etwas ganz Individuelles und Persönliches. Etwas das ihrem Gedenken angemessen wäre und ihm beim Besuch am Grab Trost und Hoffnung spende. Wie genau es aussehen sollte, wusste er nicht. Wir trafen uns an mehreren Abenden bei ihm zu Hause und er erzählte mir in langen Gesprächen von seiner Frau, der Krankheit die das Leben der beiden auf den Kopf stellte und das dauernde Auf und Ab der Gefühle. Immer zwischen Hoffnung und Niedergeschlagenheit. Schließlich war es nicht zu schaffen und die Frau starb. Viel Persönliches habe ich in diesen Gesprächen erfahren und irgendwann kristallisierte sich der Kern heraus. Der Kern dessen, was diesem Mann am wichtigsten war, worauf er hinauswollte, was er sehen und spüren wollte in einem Kunstwerk für seine Frau. Ich machte mich an die Arbeit und dachte viel nach, skizzierte und probierte und fand schließlich zu einer Form, von der ich glaubte, dass sie das Gewünschte erreichen könnte. Ich stellte ihm das anhand von Skizzen und Materialien vor und er erteilte mir den Auftrag. Der Regenbogen sollte das zentrale Symbol des Werkes werden, darauf hatten wir uns verständigt. Ein Symbol der Hoffnung. Hergestellt aus Edelstahlbändern die mit einem speziellen Verfahren gefärbt wurden und je nach Sonneneinstrahlung in den verschiedensten Farben schimmern. Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als ich ihm das fertige Werk, aufgestellt am Grab seiner Frau, präsentierte. In diesem Augenblick wusste ich, das ist genau das, was ich machen möchte. Kreativ sein, individuelle und ganz persönliche Kunstwerke für Menschen erschaffen und diese damit tief berühren. So machte ich mich auf den Weg und kam in Kontakt zu diesen Menschen. Ich war in Trauergruppen, Selbsthilfegruppen oder auch Hospizen und durfte einige Erinnerungskunstwerke für besondere Menschen erschaffen. So begann meine Zeit als Erinnerungskünstler.

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