Frau E. wünschte sich ein Grabmal auf dem Grab ihrer Mutter auf dem Friedhof Köln-Esch. Bei einem Treffen an der Grabstelle hat sie mir ihre Vorstellungen erläutert. Es handelt sich um ein Einzelgrab ihrer Mutter. Die Grabstelle ist derzeit noch nicht abschließend gestaltet. Sie ist mit einzelnen Blumen bepflanzt und nicht umrandet. Auf der Grabstelle steht ein provisorisches Holzkreuz sowie eine Grablaterne. Frau E. wünscht sich ein Grabmal aus Metall. Dieses Grabmal soll das Thema „Verbindung“ darstellen. Es soll die Verbindung zwischen Frau E.s Mutter, die in diesem Grab beerdigt ist und ihrem Vater, der an andere Stelle auf diesem Friedhof beerdigt wurde, ausdrücken. Frau E.s Vater ist bereits lange tot und seine Grabstelle wurde zwischenzeitlich aufgelöst. Dort wurde bereits ein anderer Mensch bestattet. Es soll also in dem jetzt zu gestaltenden Grabmal die Verbindung zum Vater hergestellt werden so dass an dieser Grabstelle beider Menschen erinnert werden kann. In die Überlegungen kann auch die Gestaltung der Grabumrandung einfließen. Wünschenswert ist außerdem, dass die Namen der beiden Verstorbenen auf dem Grabmal auftauchen. Das christliche Kreuzsymbol darf gezeigt werden, vielleicht aber eher nicht in einer materiellen Darstellung, sondern vielleicht in einer symbolischen Unendlichkeit. Überlegungen Die Vorstellungen und Hintergründe von Frau E. zu diesem Grabmal sind für mich gut nachvollziehbar. Ich finde den Gedanken, den Vater in dieses Gedenkmal mit einzubeziehen eine wunderbare Idee. So wird auch für ihn, nach so langer Zeit, wieder ein Erinnerungsort geschaffen und die Verbindung zu seiner Frau hergestellt. Zudem gibt es dann einen gemeinsamen Ort zum Gedenken, Trauern und Erinnern. Meine Idee ist der Versuch, die Lebenswege beider Personen symbolisch darzustellen. Und zwar bezogen auf jeden einzelnen sowie auch als zeitweise gemeinsamen Weg bis zum Tod jedes einzelnen. Auch die unterschiedliche Lebenszeit soll zum Ausdruck kommen. Ich stelle mir eine zweiteilige Grabumrandung vor die schließlich in einem jeweiligen aufragenden Element endet. Jedes einzelne Element symbolisiert den jeweiligen Menschen. Sie sind unterschiedlich lang. Dies stellt die unterschiedliche Lebenszeit dar. Die Elemente beginnen an einer frei zu wählenden Stelle, verlaufen in entgegengesetzter Richtung einzeln um das Grab herum. Dies ist der allein zurückgelegte Weg jedes einzelnen. Schließlich treffen sich die Elemente und verlaufen gemeinsam mittig über die Grabstelle, symbolisieren ein Kreuz und ragen schließlich im oberen Drittel des Grabes empor. Diese beiden aufstrebenden Elemente werden durch eine Kette verbunden. Eine Kette ist ein allgemeines Symbol der Verbindung, des Verbunden seins. Häufig ist eine Kette auch ein Sinnbild für die Beziehung zwischen Himmel und Erde. Es gibt auch christliche Vorstellungen, dass jeder Mensch durch eine goldene Kette mit Gott verbunden ist. Hier soll die Kette in erster Linie jedoch die Verbindung zweier Menschen symbolisieren. Als Material für dieses Grabmal wäre nichtrostender Stahl eine gute Wahl. Dieser würde im Bereich de „Lebensweges“ unregelmäßig geschliffen so dass Lichtreflexe in der Sonne entstehen können. Licht ist eine für jeden allgegenwärtige Erscheinung die uns in ihren Wirkungen vertraut, in ihrem Wesen jedoch weitgehend nicht fassbar ist. Licht ist somit ein bevorzugtes Symbol für Leben. Die aufragenden Elemente sollten einen fließenden Übergang ins tiefschwarze bekommen. Schwarz steht als nichtbunte Farbe symbolisch für den totalen Mangel an Leben, also den Tod, sowie für ernste Würde. Die verbindende Kette wiederum wäre aus kontrastierendem Edelstahl. Durch die in der Grabmitte auseinanderführenden Elemente entsteht der Querbalken eines Kreuzes. In diese entstehende Lücke könnte eine Tafel mit den Namen der beiden Verstorbenen eingefügt werden. Dazwischen, also genau im Kreuzungspunkt des Kreuzes könnte eine Grablaterne aufgestellt werden. Wichtig bei dieser doch anderen Art des Grabmals ist die weitere Gestaltung der Grabfläche. Im Bereich um die aufragenden Elemente sowie innerhalb des Kreuzes könnte ein bodendeckender, immergrüner Buchs für eine ruhige und würdevolle Ausstrahlung sorgen. Buchsbaum gilt im Übrigen heute noch als Totenpflanze und ist zugleich Symbol für Unsterblichkeit da er stets grün ist. Die beiden rechts und links vorne entstehenden Flächen können individuell persönlich gestaltet werden. Vielleicht durch wechselnde Bepflanzungen oder aber auch durch Herstellen von Kiesflächen die mit persönlichen gestalterischen oder symbolischen Gegenständen belegt werden können. Das Grab liegt zwischen Grabreihen, das heißt es ist auch von der Kopfseite zu betrachten. Diese hier andere Art der Grabgestaltung führt auch dazu, dass es umrundet und von allen Seiten betrachtet werden kann. Die herkömmliche Gestaltung mit dem Grabmal am Kopfende kommt hier nicht zum Tragen und macht dieses Grab zu einem ausdrucksstarken und würdevollen Erinnerungsort. Überarbeitung: Frau E. hat den Entwurf für das Grabmal ihrer Eltern als stimmig empfunden. Die Darstellung der einzelnen Lebenswege durch die Grabumrandung fand sie gelungen. Auch die durch die unterschiedlichen Längen der einzelnen Elemente dargestellten unterschiedlich langen Lebenszeiten der Eltern fanden ihre Zustimmung. Allerdings hat die Darstellung der „Verbindung“ durch eine Kette eher negative Assoziationen bei ihr ausgelöst. Eine Kette kann natürlich durch die unterschiedlichen Funktionsmöglichkeiten auch für Unangenehmes und Beängstigendes stehen. Insofern kann ich das Unbehagen nachvollziehen. Frau E. würde sich eine „Brücke“ in einfacher und abstrakter Form für die Darstellung der Verbindung wünschen. Überlegungen Ich finde es äußerst wichtig dass keinerlei unangenehmen Assoziationen bei der Betrachtung des Grabmals aufkommen. Es sollte ein angemessener und würdevoller Ort des Gedenkens, Erinnerns und Trauerns entstehen. Insofern sollten alle eventuell aufkommenden Bilder und Assoziationen bedacht werden. Eine Brücke ist ein verbindendes Element, ein Verbindungsglied zwischen räumlich Getrenntem. Die Darstellung einer Brücke ist also durchaus das passende Symbol für die gewünschte Assoziation. Ich habe die unterschiedlichsten Möglichkeiten skizziert. Da die Brücke in diesem Grabmal symbolisch am Ende des Lebens dargestellt wird, habe ich auch Überlegungen zum Beginn des Lebens angestellt. Da der Beginn und das Ende des Lebens die Totalität allen Anfangs und Endes ist, ist meine Idee die Darstellung von Alpha und Omega. Der Beginn der Lebenswege wird also durch ein abstrahiertes Alpha-Zeichen dargestellt, das Ende der Lebenswege am Ende der aufragenden Elemente durch ein Omega-Zeichen. Dieses Omega-Zeichen wird über die gesamte Tiefe der aufragenden Elemente hergestellt. Dadurch entsteht zusätzlich die gewünschte Brücke.